Fotos: Michèle Yves Pauty | Models: Pipa Pastell & James Habineza


VFMK x MICHAELA PUTZ
ARTIST ROBE EXTINCTION BALLADS


Was bleibt nach dem Untergang der Dinge? Aus welchem Stoff ist unsere Erinnerung? Und welche Bedeutung kommt der digitalen Archivierung zu?

Die Artist Robe EXTINCTION BALLADS entstand aus einer Zusammenarbeit des Verlag für moderne Kunst mit Michaela Putz. Der limitierte Kunstdruck auf gewebter Viskose entlehnt seine Bildwelt der gleichnamigen Werkserie der Künstlerin. In EXTINCTION BALLADS erkundet die gebürtige Burgenländerin visuelle Dimensionalitäten digitaler Bildarchive von ausgestorbenen und gefährdeten Pflanzenarten. Die Artist Robe ist ein Kunstwerk, das Berührung zulässt – mit einer Botschaft, die unter die Haut geht.


Zur Artist Robe EXTINCTION BALLADS
In einer von globalen Krisen durchzogenen Zeit, in der das sogenannte Doom-Scrolling zur ersten Tätigkeit am Morgen geworden ist, wird der Mensch in eine zunehmend kapitulierende Haltung gedrängt. Wie können wir uns von dieser Passivität befreien, uns wieder mit unserer Umwelt identifizieren, Erfahrungen der Resonanz erleben –  Empathie und Hoffnung empfinden?

Mit der Artist Robe EXTINCTION BALLADS versucht Putz, sich dieser Fragen anzunehmen und durch sie ein Moment der Identifikation, der (Be-)Rührung zu ermöglichen. „Der Stoff geht uns nahe, bis an die Haut”. In den Werken der Serie EXTINCTION BALLADS schwingt ein Echo stiller Anerkennung und entschiedenen Aufrufs zugleich. Mit dem Artist Robe wird dieses in die Welt getragen.




Hardfacts
  • Artist Robe EXTINCTION BALLADS
  • VFMK x MICHAELA PUTZ
  • Die Artist Robe ist ein limitierter Kunstdruck aus der Serie EXTINCTION BALLADS.
  • Auflage: 15 Stück
  • Material: 100% gewebte Viskose, im Reaktivdruck bedruckt / aus Gründen des Tierschutzes wurde keine Seide verwendet
  • Umsetzung: Die KÜMMEREI, FAIRtigung Textil, Wien

Zum Fotoshooting
Für das Shooting wählte die Künstlerin das Naturschutzgebiet Lobau nördlich der Donau. Als eine der letzten intakten Au-Landschaften Europas, auch in Hinblick auf die wochenlangen Proteste gegen den geplanten Bau des Lobau-Tunnels im Jahr 2006, steht diese repräsentativ für die Verteidigung der Artenvielfalt und den aktiven Schutz unserer Umwelt.

Zur Serie EXTINCTION BALLADS
In EXTINCTION BALLADS hinterfragt Putz die Rolle digitaler Bildarchive als Akt der Konservierung in einem Zeitalter des voranschreitenden Massensterbens. 

Von rund 500 in Österreich dokumentierten Biotoptypen ist die Hälfte von vollständiger Vernichtung bedroht, stark gefährdet oder gefährdet. Mit diesen über Jahrmillionen entstandenen spezifischen Lebensräumen ist auch die Zukunft der dort angesiedelten Tier- und Pflanzenwelt ungewiss.

Aktuelle Studien des Umweltbundesamts zeigen deutlich, dass der Artenrückgang bei den Farn- und Blütenpflanzen ungehindert fortschreitet.
  • 1.274 Farn- und Blütenpflanzen stehen auf der “Roten Liste” Österreichs
  • 66 Arten sind heute österreichweit ausgestorben oder verschollen
  • 235 Arten sind akut vom Aussterben bedroht

(Hrsg. L. Schratt-Ehrenforfer, H. Nikfeld, C. Schröck, O. Stöhr.. 2022. Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzen Österreichs)

Das fortlaufende Projekt EXTINCTION BALLADS ist eine visuelle Annäherung an die Frage, ob Verlorenes digital fortbestehen kann – und falls ja, in welcher Qualität.



Michaela Putz erkundet die Modi der Erinnerung in einer zunehmend digitalisierten Welt. Hierzu lässt sie sich sowohl operativ als auch ästhetisch auf die Schnittstelle zwischen immaterieller Digitalität und unserer eigenen Körperlichkeit ein, die sich unweigerlich zu dieser verhält. Found-Footage wird als Bild im Bildschirm fotografiert. Es entstehen Aufnahmen, die materielle Qualitäten wie Schmutz, Staub und Fingerabdrücke inkorporieren. Diese sich überlappenden Bildwelten fungieren als Signifikanten einer visuellen Bildkultur, in welcher der Screen immer Teil dessen ist, was wir betrachten.

Die ursprünglich abgebildeten Pflanzen erscheinen nur noch als Fragmente im luftleeren Raum – als Versatzstücke einer früheren Vergangenheit, die durch unaufhörliches Scrollen, das Blitzlicht der fotografierenden Kamera und die grenzenlose Möglichkeit der Reproduktion und Rekontextualisierung verfremdet werden. In der digitalen Bearbeitung der so schichtweise aufgebauten Bilder integriert Putz ebenso Ausschnitte von Suchverläufen und Browser-Tabs sowie vereinzelte Textstücke. Die entstandenen Collagen beherbergen verpixelte Realitäten, die die Komplexität unserer vernetzten Welt in sich aufnehmen und widerspiegeln. Das vorgebliche Vakuum der digitalen Sphäre scheint so gesprengt und wird von Raum und Zeit durchflutet.

“Michaela Putz übersetzt die Zeugnisse einstiger Vielfalt in eine verklärende Barockästhetik, unterbrochen nur von den schmierigen Spuren des oft belanglosen Scrollens, wie wir sie auf unseren Tablets und Smartphones finden. Die Künstlerin verweist in der Arbeit auf ein auffällig invasiv-destruktives Element menschlichen Handelns sowie auf die evidenter werdende Zwecklosigkeit flüchtiger „Gesten“.”

- Esther Mlenek



 


Imprint

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